Stigma bedeutet
Stich, Punkt, Wund- oder Brandmal. Der Begriff "Stigma" steht in
der Soziologie und Psychologie für ein Auffälligkeitsmerkmal als
Ausdruck der Abwertung Einzelner oder von Gruppen, die Ursache und Folge sozialer
Randständigkeit sein kann.
Ich betrachte mich selbst als Künstler zu einer Randgruppe gehörend,
der sich die Freiheit nimmt, ohne irgendeine festgeschriebene Regel mein künstlerisches
Leben leben zu können. Das schlägt sich auch auf meine Musikstücke,
Schriften und Bilder nieder: im Falle von Stigma - das eigentlich eine Art
kleines "Violin-Concertino" für E-Violine sein könnte
- betrifft es das musikalische Material. Ich habe mit Absicht solches Material
gewählt, das in z.B. der Neuen Musik gebrandmarkt ist: Beats, teilweise
"beinahe" tonaler Klangmaterial, Wiederholungen usw. Dies ist auch
eine Art Provokation gegen die festgefahrene und sich nicht öffnen wollende,
künstlich sich am Leben halten wollende, neurotische "Neue Musik".
Pèter Köszeghy, Berlin 2009
Pèter
Köszeghy, geboren 1971 in Ungarn.
Köszeghy studierte an der HfM ”Hanns Eisler” Berlin Komposition
bei Paul-Heinz Dittrich und Elektronische Musik bei A. Bartetzki. Seit dem
Diplom 1999 lebt er als freischaffender Komponist in Berlin. Viele seiner
Kompositionen wurden mit Preisen ausgezeichnet und bei Festivals wie Ultraschall
Berlin, Ensemblia Mönchengladbach, Randspiele Zepernick, Tongyoeng International
Music Festival Korea und AdeVantgarde München aufgeführt. Zu den
Interpreten seiner Kompositionen zählen u.a. das Helsinki Philharmonic
Orchestra, die MusikFabrik NRW, das Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ensemble
Zagros, Finnland, Ensemble Aleph und als Solisten u.a. C. Hoitenga, P.Veale,
E. Ginzery. Er gehört als Komponist keiner ästhetischen Gruppe an.
Seine Musiksprache wirkt oftmals aufrüttelnd und offensiv, wobei die
Energie, welche in der Musik steckt und die durch die Aufführung seiner
Musik erzeugt wird, für ihn zentrales Movens seiner Kompositorischen
Arbeit ist. Er will damit die Grenzen des Herkömmlichen sprengen. Das
Ausloten von Grenzbereichen der musikalischen Spieltechniken und die Virtuosität
seiner Kompositionen sind dabei aber niemals Selbstzweck, sondern gehorchen
stets übergeordneten Konzepten und sind durch die Energien, die durch
diese in seine Kompositionen getragen werden, motiviert. Viele seiner Werke
sind durch mythologische Stoffe inspiriert: aus der griechischen Antike, oftmals
aber auch aus dem Schamanentum, wodurch Köszeghy auf die Wurzeln seiner
ungarischen Kultur Bezug nimmt.